Von Finanzgenies und Gedächtnislücken

8.7.13
Der Journalist des niederländischen “de Telegraaf”, Rob Scharfenberg, befragte Angela Merkel (Bundeskanzlerin und Mutti der Nation und der CDU)  irgendwann im Oktober 2009 im Zusammenhang mit Spenden des Waffenhändlers Karlheinz Schreiber (Rüstungslobbyist in der Ära Franz (‘hab ihn seelig) Josef Strauß (Ministerpräsident von Bayern und CSU Gottvater himself) an die CDU, zu Wolfgang Schäuble (CDU) und dem Verbleib von 100.000 DM, die dieser in einem verschlossenen Briefumschlag von Schreiber erhalten hatte. Das ist unstrittig, der Verbleib der 100.000 DM ungeklärt. Massive Gedächtnislücken bei Wolfgang Schäuble trugen nicht zur Aufklärung bei.

Sie reden heute ziemlich viel über Geld, über Finanzen auch der Bundesrepublik Deutschland. Nun wollen Sie das Finanzministerium besetzen mit einer Person, der öffentlich beteuert hat im Deutschen Bundestag, dass er einen Waffenhändler nur einmal getroffen hat und dabei vergessen hat, dass er auch noch 100.000 D-Mark von dem angenommen hat. Also, wie können Sie so eine Person als sehr kompetent schätzen und sozusagen die Finanzen dieses Landes ihm [an]vertrauen in der Krise?”

Mutti antwortete auf diese einfache Frage und auf mehrfaches Nachhaken: “Weil, weil diese, weil diese Person mein Vertrauen hat.” Scharfenberg reicht diese Antwort überraschenderweise nicht. Er hakt nach: “Aber kann er mit Geld umgehen, wenn er vergisst, dass er 100.000 Mark bar in seiner Schublade liegen hat?”

Frau Merkel zeigt sich unbeirrt: “Ich habe wirklich jetzt alles gesagt dazu.” Auf nochmaliges Nachhaken von Scharfenberg bietet sie an: “Ich kann gerne den Satz nochmal wiederholen, aber ich habe aus meiner Sicht alles gesagt.” Scharfenberg gibt nicht auf. Er insistiert: “Aber es geht um die Finanzen von 82 Millionen Deutschen, also, das ist eine ziemlich große Summe, würde ich sagen.” Merkel schweigt. “Die nächste Frage”, sagt die Moderatorin.

Hintergrund:
“[Am 10. Januar 2000] hatte Schäuble eingeräumt, vom Waffenhändler Karlheinz Schreiber im Jahre 1994 eine Bar-Spende über 100.000 DM für die CDU entgegengenommen zu haben. Am 31. Januar 2000 gibt Schäuble ein weiteres Treffen mit Schreiber im Jahr 1995 zu. Die Schatzmeisterei der CDU habe den Betrag als ‘sonstige Einnahme’ verbucht. Schäuble behauptete, dass er das Geld in einem Briefumschlag von Schreiber in seinem Bonner Büro persönlich empfangen habe. Diesen Umschlag habe er ‘ungeöffnet und unverändert’ an Brigitte Baumeister weitergeleitet. Später habe er erfahren, dass die Spende nicht ‘ordnungsgemäß behandelt worden’ sei. Nachdem ihm die Ermittlungen gegen Schreiber bekannt geworden sind, habe er die Schatzmeisterin Baumeister um eine Quittung für die Spende gebeten, damit nicht irgendwer später ‘auf dumme Gedanken’ kommen könne. Die damalige CDU-Schatzmeisterin Brigitte Baumeister widersprach allerdings während der Untersuchungen zur CDU-Spendenaffäre der Version Schäubles bezüglich des Verbleibs der getätigten 100.000 DM-Spende des Waffenlobbyisten. Baumeister sagte, sie habe einen Umschlag bei Schreiber abgeholt und diesen bei Schäuble abgeliefert; später habe sie das fragliche Geld (die 100.000 DM) von Schäuble erhalten.” (Aus: Wikipedia, CDU-Spendenaffäre).

Wie gut, dass die beiden Genies im Jahre 2013  von fast einer absoluten Mehrheit des Wahlvolkes bestätigt wurde … Aber nur fast ;-).

Und auch das Gericht in Augsburg zeigte sich dem Waffenhändler gnädig, verurteilte ihn zwar zu 8 Jahren Haft, setzte die Strafe unter Auflagen, aber wegen dessen Gesundheit außer Vollzug.

(Nach http://www.gulli.com/news/11412-schaeuble-100000-dm-in-der-schublade-vergessen-2009-10-25)